Samstag, 14. März 2009

Flinkster in der Realität angekommen

Im Herbst kündigte die Deutsche Bahn den Start von Flinkster an. In dieser Woche startete nun das Angebot in Stuttgart.

Die betonte Nähe von Flinkster und Call-a-bike in der Ankündigung im November führte in der Fachwelt zu der Erwartung, dass Flinkster ganz neue Elemente von Call-a-bike (stationslos und/oder One-way) ins Carsharing einführt. Flinkster wurde daher häufig im Zusammenhang zu car2go von Daimler genannt. Nun ist klar, dass Flinkster ganz wie das "klassische" Carsharing daherkommt: Stationsbasiert und ohne Instant access, ohne one-way.

Das Stationsnetz sollte auch eine neuartige Qualität besitzen: Ein engmaschiges Stationsnetz in den zentrumsnahen Stadtteilen. In Stuttgart ist Flinkster von der Ankündigung noch weit entfernt, hier hat der klassische Anbieter Stadtmobil das deutlich bessere Netz. In Köln ist es spürbar besser gelungen, vielleicht auch, weil sich das Team mit der langjährigen Carsharing-Erfahrung um Köln kümmert. Also auch das Netz ist keine wirkliche Neuigkeit.

Doch der Fahrzeugtyp ist für das Carsharing neu: Alfa Romeo MiTo. Chic und sportlich, dafür in vielerlei Hinsicht aber nicht so praktisch und in Sachen Rückbank und Kofferraum auch deutlich beengter. Die Zukunft wird zeigen, ob sich der MiTo als das beliebtere Carsharing-Fahrzeug herausstellt. Zweifel sind aber sicherlich nicht völlig unbegründet.

Nicht völlig neu aber aktuell einzigartig ist der Tarif: 1,50 € pro Stunde, 25 Cent pro km. Einfach und auf den ersten Blick attraktiv. Daher lohnt sich ein Tarifvergleich zwischen Flinkster und den beiden Anbietern in Stuttgart und Köln:

Anbieter / TarifKurze Fahrt
(2 Std., 17 km)
Mittellange Fahrt
(8 Std., 77 km)
Tagesfahrt
(24 Std., 149 km)
Wochenfahrt
(7 Tage, 749 km)
Flinkster7.25 €31.25 €73.25 € 434.25 €
Stadtmobil S Classic/Studi Mini5.66 €24.26 € 45.84 € 236.84 €
Stadtmobil S VVS Mini6.40 € 27.40 € 52.84 € 253.84 €
cambio Komfort Fahrzeugklasse 16.06 € 25.86 € 43.35 € 208.35 €
cambio Aktiv Fahrzeugklasse 16.97 € 29.77 € 49.33 € 234.33 €
cambio Start Fahrzeugklasse 18.73 € 37.53 € 60.31 € 265.31 €



Die Tabelle zeigt: Die Fahrpreise von Flinkster liegen zumeist deutlich über den Carsharing-Tarifen, bei Tages- und Mehrtagesfahrten wird Flinkster sogar richtig teuer. Wer also regelmäßig (auto-)mobil sein will, fährt mit dem Standard-Tarif von Flinkster relativ teuer und das bei einer hohen Selbstbeteiligung von 1000 €. Mit Sparpaket und Sicherheitspaket kann man das ändern. Das ist dann aber mit vermutlich 30 € (!) Monatsgebühren verbunden (statt 3-10 EUR bei den meisten "normalen" Carsharing-Tarifen). Warum vermutlich?! Ob die 20 EUR des Sparpaket als Fahrtguthaben angerechnet wird, kann man der Website nicht eindeutig entnehmen, denn auf der Kostenseite finden sich dazu klar widersprüchliche Aussagen.


Kurzum: Flinkster kommt modern daher, doch bei näherer Betrachtung ist es keine wirkliche Innovation und nur scheinbar preislich attraktiv. Damit ist Flinkster vor allem ein geschicktes Marketing-Konzept, das noch beweisen muss, ob es die Kunden dauerhaft überzeugen kann.

Donnerstag, 19. Februar 2009

Elektro-Autos als "Durchbruch" des Carsharing?!

Die aktuelle Diskussion um elektrisch angetriebene Fahrzeuge scheint auch die Fantasie in Sachen Carsharing massiv zu beflügeln. Besonders deutlich wird dies im Artikel "Die Stadt der kurzen Wege ist stets unter Strom". Mit Andreas Knie und Weert Canzler liefern zwei für das Carsharing alte Bekannte (mal wieder) ein visionäres Bild, wie Elektro-Autos die umweltgerechte Mobilität "induzieren" könnten. Endlich modern, flexibel und befreit vom Eigentum des Fahrzeugs (gemeint sind sowohl Auto und Fahrrad) fahren die Leute spontan umher. Auch wenn Carsharing (also die gemeinschaftliche Autonutzung) bei dem Szenario eine zentrale Rolle spielt, spielen "klassische" Carsharing-Anbieter keine Rolle. Vielmehr sind es die neuen Akteure wie DB, Daimler, RWE usw. die als Promotoren der neuen Mobilität thematisiert werden.

Als Koordinator dieses neuen Mobilitätszeitalters sehen sich die Autoren bzw. das WZB ein stückweit selbst, vermutlich mit der DB mit Call-a-bike und DB Carsharing als zentrale Praxispartner.

In einem Punkte kann man den Autoren Knie/Canzler uneingeschränkt zustimmen. Es bedarf Mut, diese eigentumslosen Mobilitätsangebote zu etablieren. Wer diesen Mut hat und solche Angebote nach vorne bringen wird, ist aber noch völlig offen. Sicher ist aber, dass auch das klassische Carsharing Elektro-Autos nicht ignorieren wird. Schon in der Vergangenheit war das deutsche Carsharing immer früh dabei, wenn es um neue Antriebsarten ging.

Ob Elektro-Autos überhaupt das Carsharing nach vorne bringen, ist sicherlich noch eine andere Frage. Wenn man sich die Geschäftsmodelle im Ausland anschaut, erinnert vieles eher an Leasing-Fahrzeuge. Eine nette Ergänzung ist der aktuelle Artikel "Geld verdienen mit dem Elektro-Auto als Stromspeicher". Geld mit einem rumstehenden Auto zu verdienen, eine interessante Idee.

Ein wenig mehr Überblick zum Thema Elektro-Fahrzeuge und Fahrzeughersteller und die Hintergründe gibt das Interview "... die Zeichen der Zeit endlich erkannt" mit Amory Lovins. Darin wird deutlich, dass in bei den Visionen der Elektro-Auto-Akteure die konkrete Nutzung des Autos nur ein kleiner Baustein ist. Vielmehr steckt eine Vision der dezentralen Stromspeicherung mit u.U. großen Chancen für dezentrale und umweltfreundliche Stromproduktion hinter dem Elektro-Auto.

Fürs Carsharing auch nicht unwichtig: Ob dieses Geschäft ausschließlich von den Großen gemacht wird, hält auch der Fachmann nicht für ausgemacht. Kleine, flexible, innovative Unternehmen haben auch Chancen diese Änderungen zu nutzen. Warum sollten die "klassischen" Carsharing-Anbieter hier nicht auch maßgebliche Innovatoren sein.

Sonntag, 8. Februar 2009

Stillstand bei Sixticarclub

Sixt startete im Sommer mit großen Zielen. Sixt wollte nicht nur das
bessere, buntere und modernere Carsharing anbieten, sondern neben Berlin
auch die großen Metropolen in Deutschland und Europa mit seinem Angebot
erobern.

8 Monate später ist davon eher wenig zu spüren. Obwohl München zeitweise
in der Städteliste auftauchte, ist es nun dauerhaft verschwunden. Die
Vorbereitungen in Paris treten wohl seit 5 Monaten auf der Stelle,
obwohl währenddessen der große Wettbewerber Hertz gestartet ist.

Auch in Berlin ist die Dynamik nur zum Teil zu spüren. Die Stationen
wurden kontinuierlich auf 25 erhöht wurden, doch die Anzahl der
Fahrzeuge ist mit unter 50 seit Start stabil, in den letzten Wochen sind
es eher ein paar Fahrzeuge weniger.

50 Autos in Berlin werden Sixt sicherlich nicht dauerhaft reichen, daher
wird es spannend, ob Sixticarclub 2009 doch noch weiter kommt.

Sonntag, 25. Januar 2009

DB startet Flinkster-Homepage

Nun hat das neue Carsharing-Angebot der Bahn auch eine Homepage. Unter www.flinkster.de findet man einige Informationen über das neue Angebot.

Auch wenn die spannendste Frage, wann Flinkster startet, nicht beantwortet wird, so konkretisieren sich doch schon einige Punkte. Unter Standorte sind zumindest die Gebiete abgesteckt, in denen es Flinkster in Stuttgart und Köln geben wird. Die Fahrzeuge gibt es ausschließlich in den zentralen Stadtteilen etwa 2-3 km um die City. Von einem stadtweiten Angebot kann also keine Rede sein. Flinkster ist nur dort, wo das "klassische" Carsharing schon längst ist. Ob es Flinkster gelingt, ein deutlich engeres Stationsnetz aufzubauen, muss ich noch zeigen.

Auch zeigt sich, dass der Satz "nur für das Fahren zahlen" ein wenig ergänzt wird. Die Registrierung kostet 20 EUR, die als Fahrtguthaben angerechnet wird. Ebenso kann man monatlich ein Sparpaket für 20 EUR buchen, das auch mit einem monatlichen Fahrtguthaben von 20 EUR verrechnet wird. Nicht mit Fahrtumsatz wird das Sicherheitspaket von 10 EUR pro Monat bzw. 4 EUR pro Fahrt verrechnet. So ganz ohne Fixkosten kommt also auch nicht Flinkster daher. Vielmehr ist es das Billigflieger-Prinzip: Das Kleingedruckte kann die Kosten schon nach oben treiben.

Sonntag, 21. Dezember 2008

Hertz kündigt Carsharing-Start in Deutschland für 2009 an

Hertz kündigt laut Pressemitteilung nun an, dass sie mit Ihren Carsharing-Angebot 2009 auch in Deutschland starten wollen. So führt eine Entwicklung im Ausland zu einer ganz konkreten Wettbewerbssituation in Deutschland. Bei der eher hochpreisigen Tarifstruktur ist aber nicht mit einer kurzfristigen Verdrängung vorhandener Angebote zu rechnen.

Dienstag, 16. Dezember 2008

Hertz fängt klein an, hat aber große Pläne

Wie im englischen Guardian unter http://www.guardian.co.uk/business/feedarticle/8149997 zu lesen ist, will Hertz mit jeweils 50 Fahrzeugen in News York, London und Paris starten. Das sind schon deutlich mehr als bisher stationiert. Doch dabei soll es nicht bleiben, sehr schnell sollen die Fahrzeuge auf 2000 erweitert werden.

2000 Fahrzeuge sehr schnell zu erreichen, ist sehr mutig, vielleicht auch übermütig. In vergleichbaren Fällen wie bei Shell (shelldrive) und Avis (urbigo) hat dies in den letzten Jahren nicht geklappt. Ein anderes aktuelles Beispiel: Sixt ist in Berlin vor 6 Monaten mit 50 Fahrzeugen gestartet. Auch bei Sixt sind es bis heute nicht mehr geworden, obwohl sie ähnlich wie Hertz auf die coolen Fahrzeuge ala BMW Mini und einen ähnlich "jungen" Auftritt setzen.

Schauen wir ob Hertz die hochfliegenden Pläne erreichen kann, ein solcher Erfolg würde das Carsharing durchaus massiv verändern.

Samstag, 13. Dezember 2008

Hertz steigt ins Carsharing ein: In New York, London und Paris selbst, in Deutschland als Partner von DB-Carsharing

In den amerikanischen Medien gab es ja in den letzten Monaten wiederholt Hinweise darauf, dass Hertz ins Carsharing einsteigt. Nun ist die Website mit den Stationen in Paris, London, New York und Park Ridge (Hertz-Headquarter bei New York) unter www.connectbyhertz.com allgemein zugänglich.

Wenn man sich die Website anschaut, überrascht erstmal der vorsichtige Einstieg. 3 der ganz großen Welt-Metropolen mit nur jeweils 13-18 Fahrzeuge. Das ist nicht viel. Mal schauen, ob es mehr wird. So wäre jedenfalls Hertz zu Beginn der jeweils deutlich kleinste Wettbewerber. Aber vielleicht kommen ja bis zum Launch am 16.12. noch viele Autos dazu.

Die Tarife sind auch durchaus interessant. Die Tarife sind in jedem Land ein wenig unterschiedlich. In USA sind sind wie bei Zipcar die km immer frei, dafür die Zeitkosten aus europäischer Sicht mit 10$ sehr hoch. Eine weitere Besonderheit der US-Tarife im Vergleich zu den europäischen: Es gibt drei Tarife: Neben dem Standard-Tarif mit 50$ Grundgebühr pro Jahr gibt es Tarife mit 50$ monatlich (!) und sogar 125$ monatlich. Monatsbeiträge in dieser Höhe sind ein Novum im Carsharing.

Die Tarife in England und Frankreich sind den deutschen ähnlicher. Jedes Mal gibt es eine Jahresgebühr (UK £50, F 120€), die Stundenpreise liegen bei 4-6 € bzw. £ höher als bei den normalen Carsharing-Tarifen, aber etwa auf dem Niveau von Sixti- und DB-Carsharing. Grundsätzlich sind bei dem Hertz-Carsharing in Europa die ersten 30 km pro Fahrt frei, danach kosten sie 35 Euro-Cent in Frankreich bzw. 25p in UK.

Das Hertz-Angebot ist damit kein Preisbrecher, weil die hohen Zeitkosten mit einem nennenswerten Monatspreis verbunden werden. Irritierend wirken die sehr hohen km-Preise ab dem 31. km in Europa. Dies ist für Autovermieter völlig untypisch und liegt weit über dem, was sich im Carsharing bewährt hat.

Vielleicht ist auch das Preisniveau der Grund, warum in Deutschland Hertz in diesen Monaten nicht mit einem eigenen Angebot, sondern als Partner von DB-Carsharing auftritt. Bemerkenswert ist, dass sich diese Hertz-DB-Carsharing-Stationen aktuell vor allem in Stuttgart und Köln befinden, in denen ja das Flinkster-Angebot startet, obwohl ja gerade Flinkster-Kunden nicht auf den breiten Fuhrpark des normalen DB-Carsharing-Angebotes zugreifen können sollten.

Die Hertz-DB-Carsharing-Kooperation hat aus deutscher Sicht noch einen weiteren Aspekt: cambio und Greenwheels setzen ja auf eine aktive Zusammenarbeit mit Hertz. Ob dieses vor diesem Hintergrund bestand haben wird, muss die Zukunft zeigen.

Kurzum: Mit Hertz bewegt sich ein weiterer Akteur im weltweiten Carsharing. Für Deutschland ist das zunächst nur eine Veränderung am Rande, die man aber schon aufmerksam verfolgen sollte.