Sonntag, 29. März 2009

Car2go startet die öffentliche Versuchsphase

In den letzten 5 Monaten konnten die Daimler- und EvoBus-Mitarbeiter das Pilotprojekt Car2go testen. Nach den Worten der Verantwortlichen war dies ein voller Erfolg. Zunächst nutzen 500 Mitarbeiter und 200 Angehörige von Daimler die kostenlose Registrierung, im Februar erhöhten die EvoBus-Mitarbeiter die Zahl auf über 1000 registrierte Teilnehmer.

In den 5 Monaten wurden 8000 Fahrten unternommen, dabei wurde ein einzelnes Fahrzeug bis zu 8 Mal von verschiedenen Teilnehmern gefahren. Zu Spitzenzeiten war sogar die gesamte Flotte ausgelastet.

Soweit die öffentlichen Zahlen.

Als erste Einordnung gegenüber dem Carsharing ein paar Verhältniszahlen: Bis Januar 14 Teilnehmer pro Auto, ab Februar gut 10. Das liegt weit unter dem im Carsharing üblichen. Die Anzahl der Fahrten ist mit 26 pro Auto und Monat noch im normalen Rahmen, 8 Fahrten pro Teilnehmer in 5 Monaten ist leicht überdurchschnittlich.

Doch einen wirklich guten Eindruck würde dann bekommen, wenn man wüsste wie lang (in km und/oder Stunden) die Fahrten waren. Denn erst die Struktur der Fahrten beantwortet die zentralen Fragen wie:
Was für Fahrten werden durch Car2go ersetzt?
Spüren Bus+Bahn, Autovermieter oder Taxi Car2go?
Führt der reine Zeitpreis zu einem "Km-Draufdrehen"?
Schaffen Teilnehmer wegen Car2go ihren privaten Pkw ab?
Verändert sich ansonsten das Verkehrsverhalten durch Car2go?

So kann man nur spekulieren... Nimmt man an, dass die große Mehrheit der Fahrten kurze One-Way-Fahrten waren, wäre eine durchschnittliche Fahrtdauer von 1-2 Stunde realistisch. Die daraus resultierende Auslastung von 5% führt dann zusammen mit der Aussage, dass zeitweise alle Fahrzeuge gebucht waren, zu der Vermutung, dass es sehr massive Hotspots in der Auslastung gibt oder gab. Da Car2go, wie im Interview erwähnt, häufiger für den Arbeitsweg genutzt wurde, dürfte dieses Bild nicht unrealistisch sein sein. Dies wäre dann ganz anders als im Carsharing üblich.

Man darf gespannt sein, wie sich das Projekt weiter entwickelt.

Samstag, 14. März 2009

Flinkster in der Realität angekommen

Im Herbst kündigte die Deutsche Bahn den Start von Flinkster an. In dieser Woche startete nun das Angebot in Stuttgart.

Die betonte Nähe von Flinkster und Call-a-bike in der Ankündigung im November führte in der Fachwelt zu der Erwartung, dass Flinkster ganz neue Elemente von Call-a-bike (stationslos und/oder One-way) ins Carsharing einführt. Flinkster wurde daher häufig im Zusammenhang zu car2go von Daimler genannt. Nun ist klar, dass Flinkster ganz wie das "klassische" Carsharing daherkommt: Stationsbasiert und ohne Instant access, ohne one-way.

Das Stationsnetz sollte auch eine neuartige Qualität besitzen: Ein engmaschiges Stationsnetz in den zentrumsnahen Stadtteilen. In Stuttgart ist Flinkster von der Ankündigung noch weit entfernt, hier hat der klassische Anbieter Stadtmobil das deutlich bessere Netz. In Köln ist es spürbar besser gelungen, vielleicht auch, weil sich das Team mit der langjährigen Carsharing-Erfahrung um Köln kümmert. Also auch das Netz ist keine wirkliche Neuigkeit.

Doch der Fahrzeugtyp ist für das Carsharing neu: Alfa Romeo MiTo. Chic und sportlich, dafür in vielerlei Hinsicht aber nicht so praktisch und in Sachen Rückbank und Kofferraum auch deutlich beengter. Die Zukunft wird zeigen, ob sich der MiTo als das beliebtere Carsharing-Fahrzeug herausstellt. Zweifel sind aber sicherlich nicht völlig unbegründet.

Nicht völlig neu aber aktuell einzigartig ist der Tarif: 1,50 € pro Stunde, 25 Cent pro km. Einfach und auf den ersten Blick attraktiv. Daher lohnt sich ein Tarifvergleich zwischen Flinkster und den beiden Anbietern in Stuttgart und Köln:

Anbieter / TarifKurze Fahrt
(2 Std., 17 km)
Mittellange Fahrt
(8 Std., 77 km)
Tagesfahrt
(24 Std., 149 km)
Wochenfahrt
(7 Tage, 749 km)
Flinkster7.25 €31.25 €73.25 € 434.25 €
Stadtmobil S Classic/Studi Mini5.66 €24.26 € 45.84 € 236.84 €
Stadtmobil S VVS Mini6.40 € 27.40 € 52.84 € 253.84 €
cambio Komfort Fahrzeugklasse 16.06 € 25.86 € 43.35 € 208.35 €
cambio Aktiv Fahrzeugklasse 16.97 € 29.77 € 49.33 € 234.33 €
cambio Start Fahrzeugklasse 18.73 € 37.53 € 60.31 € 265.31 €



Die Tabelle zeigt: Die Fahrpreise von Flinkster liegen zumeist deutlich über den Carsharing-Tarifen, bei Tages- und Mehrtagesfahrten wird Flinkster sogar richtig teuer. Wer also regelmäßig (auto-)mobil sein will, fährt mit dem Standard-Tarif von Flinkster relativ teuer und das bei einer hohen Selbstbeteiligung von 1000 €. Mit Sparpaket und Sicherheitspaket kann man das ändern. Das ist dann aber mit vermutlich 30 € (!) Monatsgebühren verbunden (statt 3-10 EUR bei den meisten "normalen" Carsharing-Tarifen). Warum vermutlich?! Ob die 20 EUR des Sparpaket als Fahrtguthaben angerechnet wird, kann man der Website nicht eindeutig entnehmen, denn auf der Kostenseite finden sich dazu klar widersprüchliche Aussagen.


Kurzum: Flinkster kommt modern daher, doch bei näherer Betrachtung ist es keine wirkliche Innovation und nur scheinbar preislich attraktiv. Damit ist Flinkster vor allem ein geschicktes Marketing-Konzept, das noch beweisen muss, ob es die Kunden dauerhaft überzeugen kann.